In sexueller Begegnung zur Erleuchtung

Lesedauer 5 Minuten

Yab Yum Yantra von George Atherton

Mir kam ein Gedanke, den ich bisher noch nicht lesen konnte und ich möchte ihn teilen.

Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, das die „Erleuchtung“ – was auch immer sie genau sein mag – wahrscheinlich nur durch die Verbindung von Mann und Weib zu finden ist. Wenn sich das Weibliche und Männliche in Liebe und in Ausprägung ihrer jeweils eigenen Natur sexuell begegnen.
Mit der Natur der Geschlechter meine ich den Archetypen wie er als Yin  & Yang, als Magnetisch & Elektrisch neutral beschrieben werden kann. Das Weibliche was Anzieht und der materiellen Welt entspricht und das Männliche das Aktivität und das Geistige symbolisiert, um es radikal zu vereinfachen.

In verschiedenen Lehren sind mir verschiedene Wege begegnet. Insbesondere der Asketische, der Verzicht vom Weltlichen und auch dem Weibe, obwohl er nur für sehr sehr wenige Menschen angeraten scheint, wenn man sich ein wenig in diese Richtung vertieft. Viele Wege sollen ohne die Frau auskommen, doch steht für mich hier die Frage ob das in den vergangenen Jahrhunderten eher aus der Not geboren war, dass der Mann den Weg alleine ging, als wirklich der sinnvollste Weg.
Der Weg in die Erleuchtung führt über die Materie und über die Sinne und kaum etwas zieht uns mehr an als das jeweils andere Geschlecht. Ihm zu Gefallen wird viel unternommen. Soll dieser Impuls falsch sein?

Ich lebe in einem Vertrauen, das alle Regungen in uns einem Sinn folgen und nicht „versehentlich“ da sind. Ich sehe viele Verdrehungen, das ist wohl die Krux unserer Zeit, doch ich erkenne zunehmend einen Sinn in den Bedürfnissen, sofern sie in einen anderen Kontext gestellt oder umgekehrt betrachtet werden.

Wenn wir die Bilder die uns von klein an umgeben ablegen, zeigt sich, das die meisten Menschen im Urgrund gerne Weiblich oder Männlich sind. Wir erfahren uns gerne als Mann und Weib, wir spielen gerne miteinander und suchen uns zu gefallen und möchten vom jeweils anderen Geschlecht in unserer Eigenart anerkannt werden. Wir suchen die Liebe und das Glück mit dem anderen Geschlecht.

Ich nehme an, das an dieser Stelle einige Widerstände auftreten können. Ich habe tatsächlich noch keinen Menschen erlebt, der sich nicht mit sich wohler gefühlt hat, sobald er die Ideologien begann abzulegen, all die Bilder wie es „zu sein hat“ und begann sich im Urgrund seiner eigenen Geschlechtsidentität umzusehen und als Mann und Frau zu erfahren. Das mag nun nicht für jeden zutreffen, aber ich muss annehmen das es die Mehrheit ist oder zumindest ist es meine Erfahrungswelt mit mir und meinen Mitmenschen.

Und natürlich führt auch der gleichgeschlechtliche Weg irgendwo hin. Ich sehe darin ebenso die Polaritäten, jedoch schwächer ausgeprägt und deshalb ist das für diese Idee nicht relevant

Wenn wir also annehmen, das der Impuls uns selbst zu verkörpern, mit unserem jeweiligen Geschlecht stimmig ist. Uns das andere Geschlecht dabei zunehmend fasziniert und anzieht je mehr wir Mann und Weib sind (wie das Potential von elektro-magnetischen Strömen), dann meine ich darin liegt ein tiefer Sinn.
Tiefer als mal mehr und mal weniger bewusst unseren Fortbestand zu sichern und Freude zu empfinden. Die Sexualität ist ein so starker Impuls in uns, wo soll sie uns hinführen?

Ich kann der Idee nicht folgen, wie sie in spirituellen Richtungen vertreten wird, das es darum ginge sich als Mann völlig loszulassen und in der gemeinsamen Verschmelzung aufzugehen. Für mich entspricht diese Herangehensweise nicht den Archetypen der Geschlechtlichkeit. In diesem Grundprinzip wäre diese Haltung für eine Frau stimmig, nicht jedoch für den Mann. Die Frau kann loslassen, weil der Mann Stabilität bietet. Wie im Tanz sichtbar. Verliert der Mann seine Stabilität und zerfließt in der Begegnung, kann die Frau nicht mehr loslassen.
Ich will nicht sagen, das diese Art nirgendwo hinführen wird und vielleicht ist es möglich im gemeinsamen Orgasmus loszulassen während sich die Polaritäten auflösen, nur fühlt sich das für mich nicht stimmig an.

Die Idee

Aus archetypischer Sicht verkörpert die holde Weiblichkeit den Schoß, das Schöne in ihrer Form, das Materielle, Nährende und ist Magnetisch. Dazu verkörpert die Manneskraft den Geist, der durch den Stab symbolisiert wird. Der Mann hat das Potential sich selbst zu übersteigen und in aktiver Präsenz, Stabilität und Sicherheit zu bieten.
In diesem Sinne könnte das Weibliche die Basis bilden, mit ihrer Hingabe das zu sein und zu Verkörpern was ist, während die damit genährte Kraft des Mannes nach oben strebt, sich selbst übersteigt, das Weib mitnimmt und gemeinsam das höchste Erreicht.

Wesentlich scheint mir, das der Mann nicht sein Bewusstsein verliert, immer präsent in der Gegenwart und in bewussten Berührungen bleibt. Lässt er sich los, verliert er sich, oder sinkt er hinab auf reine Körperebene, fehlt die geistige Zentrierung und nach oben strebende Präsenz. Dabei halte ich es für bedeutsam in einer Haltung zu verweilen, jederzeit in der Lage zu sein, die Maid zu verteidigen. Nur dann ist gewährleistet das sie sich fallen lassen und Vertrauen kann, in Sicherheit ist, denn der Raum den der Mann schafft, muss stets sicher bleiben, was der permanenten Präsenz bedarf. Der Mann soll und darf loslassen, bis zu diesem Punkt der inneren Bereitschaft und Gegenwärtigkeit, niemals jedoch vollständig, in diesem Fall würde er die Energiequalität des Stabes verlieren.
Die Energie des Mannes muss nach oben fließen, darf nicht in Wollust verfallen. Der Mann verweilt in einem Zustand der zentrierten Entspannung und Präsenz.
Während umgekehrt für das Weib es darum gehen muss, loszulassen, ganz zu zerfließen und in Lust zu sein.

Als Vorbereitung scheint mir ganz wesentlich für einen Mann, seine sexuelle Begierde beherrschen zu lernen, um mit einer inneren Freiheit der Frau begegnen zu können. Damit die Energie nicht Wollust und Begierde ist, sondern Liebe und Sexualität ohne „druck“ ohne, „müssen“ geschehen kann.
Eine Frau kann lernen dem Mann die Gegenwärtigen energetischen Impulse bewusst zu machen. Sie ist in der Regel viel sensitiver auf die Art von Berührung, auf die Art von Begegnung und Stimmigkeit.

Wie das genau passieren kann, mögt ihr vielleicht erforschen, ebenso wie das was dann geschieht. Ich sehe das als Reise zu uns selbst. Dem Spiel des Lebens vertrauen und den inneren Impulsen folgen, und dabei alle Vor-stellungen loslassen.

Schreibt mir von euren Erfahrungen