Gemeinschaft: Warum braucht es eine befreite Intimität?

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Wie wir leben, hat viel mit Kultur und Konditionierung zu tun. Eines der spannungsreichsten Themen ist das der Beziehungsführung und der Sexualität. Hier wird am meisten Betrogen, hier gehen die Verletzungen tief und hier muss am meisten Aufgearbeitet werden. Darin steckt jedoch auch das größte Potential an Lebensfreude. Wir müssen zu einer Ehrlichkeit miteinander und uns selbst finden, um herauszufinden was stimmig für uns ist.


Genauere Betrachtungen habe ich bereits dargelegt:


Die normale Gesellschaft lebt eine Lüge. Die Mehrzahl der Menschen geht fremd, aber wir verheimlichen uns das kollektiv und tun so, als sei es anders. Früher wurden wir zu dieser Spaltung des Geistes gezwungen. Uns wurde verboten was natürlich ist und es wurde mit Feuer und Schwert durchgesetzt. Das liegt als Geschichte in uns und muss sachte aufgelöst werden.
Ebenfalls belügen wir uns darin, das angeblich alle Beziehungen gut laufen. Wir machen uns gegenseitig vor, es gäbe keine Probleme, weil wir durch diese allgemeine Lüge annehmen, nur wir hätten Schwierigkeiten damit. Das stimmt nicht. Eine Beziehung ist eine Herausforderung und eine der stärksten Schattenkonfrontationen die es gibt. Wer sich wirklich nahe kommt, erlebt mannigfaltige Konflikte, die uns solange auseinander treiben, bis wir sie aufarbeiten, was normalerweise eine maximale Herausforderung bedeutet.

Das Grundproblem ist, dass Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander stehen. Es funktioniert nicht, Monogamie in so einer Gemeinschaft zu fordern. Genau daraus Resultiert, das Menschen dennoch fremd gehen und das dann Verheimlicht werden muss. Es hat sich darin sogar gezeigt, dass selbst wenn Menschen ihre gesamte Existenz aufgrund eines strengen Ehevertrages verlieren, es sie nicht davon abgehalten hat, außereheliche sexuelle Verhältnisse zu leben. Es muss also tief in unserer Natur verankert sein, so dass wir entgegen jedem Entschluss durch unseren Kopf, dennoch dagegen Handeln.

Tatsächlich ist es so, dass Sexualität oft spontan ist. Es trifft uns einfach und wir können dieser Kraft nicht widerstehen. Warum sollten wir widerstehen? Wir sind nun Frei.
Oftmals liegt es außerhalb des Bewusstseins, wie destruktiv sich unterdrückte Sexualität auswirkt. Es ist nicht der leichtere Weg, Verzicht zu üben, selbst wenn er jemandem eine Weile möglich ist. Was an unserer Natur ungelebt ist, wird abgespalten und überkommt uns überraschend oder verwirklicht sich auf destruktive Art. Daraus entsteht dann die Verwunderung über negatives Schicksal. Was wir von unserer Grundnatur abspalten, wirkt auf uns in der Außenwelt.

Die Liebe ist das Tiefste und Schönste auf dieser Welt, wo sie frei strömen kann. Sie ist aber auch das Tiefste und Schlimmste, wo sie blockiert und betrogen wird. Das Schicksal der Liebe steht im Zentrum jedes Einzellebens, und es steht im Zentrum der ganzen Menschheit. Das Drama der Liebe, das wir am eigenen Leib erleben, im Guten wie im Schlimmen, überträgt sich in vielmillionenfacher Vervielfältigung auf das Drama der ganzen Menschheit. Wenn wir in eine bessere Zukunft gehen wollen, dann brauchen wir ein neues Konzept für die Liebe.

Dieter Duhm – Der unerlöste Eros

Das Hauptproblem beim Ausleben unserer Natur ist die Eifersucht. Sie ist dermaßen Destruktiv, dass wegen dieses Gefühls Existenzen anderer Zerstört werden und Gewalt entsteht, die bis zum Ableben des ursprünglich Geliebten führt.
Ich nehme an, dass es Menschen gibt, die Monogam fühlen. Das ist gut und Richtig, es geht einfach darum die eigene Natur kennen zu lernen und zu leben. Diese Menschen haben es einfacher, wenn sich zwei davon finden.
Die Form dessen, was gelebt wird, ist irrelevant, sie muss nur einfach der eigenen Natur entsprechen und dazu müssen wir in einer Gemeinschaft dieses Thema wichtig nehmen und miteinander offen darüber sprechen.

Oftmals wird dagegen eine Abwehrhaltung eingenommen und es kommt der Vorwurf, dann würde nur „herum gehurt“ und es entstünden keine dauerhaften Bindungen, welche Kinder benötigen. Die Praxis polyamorer Beziehung zeigt etwas anderes. Der Mensch braucht dauerhafte und vertrauensvolle Bindungen und baut sie ganz natürlich auf. Wer meint, Sexualität abwerten zu müssen, hat eine Verdrängung.
Wenn wir uns ansehen was gelebt wird, ist das wohl stimmig so. Das einzige was daran fehlt, ist der offene Umgang, was in der Regel mit Eifersucht begründet wird. Ich möchte gar nichts verändern und auch nichts vorgeben, sondern einfach radikal offen damit umgehen, was gelebt wird. Wenn jemand falsche Bilder von etwas hat, müssen diese Hinterfragt werden. Denn auch jene die bereits entspannt eine Polyamorie leben, werden dadurch behelligt, wenn andere Menschen ihnen dieses Glück missgönnen.

Wenn du deine Entscheidung, deiner Liebe auf bestimmte Weise mit nur einer bestimmten anderen Person Ausdruck zu geben, als ein heiliges Versprechen ansiehst, das nie gebrochen werden darf, dann mag der Tag kommen, wo du dieses Versprechen als Verpflichtung empfindest – und wirst dich darüber ärgern. Doch wenn du diese Entscheidung nicht als ein nur einmal gegebenes Versprechen ansiehst, sondern als freie Wahl, die du immer und immer wieder triffst, wird dieser Tag der Ablehnung nie kommen. Denk immer daran:
Es gibt nur ein heiliges Versprechen – und das ist, daß du deine Wahrheit sprichst und lebst. Alle anderen Versprechen bedeuten einen Verlust von Freiheit, und dieser kann nie etwas Heiliges sein. Denn Freiheit ist, wer du bist. Wenn du die Freiheit einbüßt, büßt du dein Selbst ein. Und das ist kein Sakrament, das ist Blasphemie.[1]Gespräche mit Gott von Neil Donald Walsch Band 3
Wenn ich bei meinem Partner nur bleibe, weil ich mich an ein vor Jahren gegebenes Versprechen gebunden fühle, es aber gleichzeitig nicht schaffe, die Beziehung wieder lebendig und fruchtbar für beide werden zu lassen, so daß beide gern in der Beziehung sind, so entspricht das zwar der gängigen Moral, aber in der Sichtweise Gottes, wie er in den Büchern von Walsch sich äußert, ist dies Verrat, Verrat an sich selbst, die höchste Form von Verrat.[2]Freiheit von der Eifersucht von Thomas Deutschbein

Zugegeben, dieser Weg ist anstrengend. Aber die Alternative wäre, das wir uns belügen müssten und das ist der Keim für tiefe Verletzung. Wer lügen muss, weil seine Natur nicht akzeptiert wird wie sie ist, muss sich damit zurückhalten ehrlich er selbst zu sein. Das schafft genau die Distanz, Kälte und Lieblosigkeit nach Innen und Außen, welche wir in unserer Gesellschaft für gewöhnlich erleben und in der wir darauf achten müssen was wir sagen um nicht verurteilt zu werden. Wir müssen bei denjenigen Hinsehen die Verurteilen und nicht umgekehrt. Zuallererst natürlich bei uns selbst!

Seine Natur zu leben wie sie ist, bedeutet nicht Entartung oder zu leben wie die Tiere, denn im Kern sind wir liebevolle Seelen die eine menschliche Erfahrung machen. Das was Zerstörerisch auf unseren Beziehungen wirkt, ist meiner Selbsterforschung nach, ein Urschmerz in unserem Herzen, der nach außen Projiziert wird. Wer eine scheinbar destruktive Natur findet, ist noch nicht am Grund seines Seins angekommen.
In die Sexualität und Beziehung gehört Kultur und das streben nach „oben“ zu unserem göttlichen Sein. Wer wahrhaft erkannt hat was Liebe ist, wird sein Handeln immer spirituell Ausrichten. Diese Kultur gilt es neu zu erwecken, ich bin davon überzeugt sie schlummert bereits in uns. Wir sind ein Fraktal unserer Vorfahren und unserer Göttlichkeit. Wir müssen diese Rose lediglich entblättern um zum Herz vorzudringen und was wir dort finden, verwirklichen.

Für mich klingt die Verwirklichung von Liebe großartig und mein Fühlen sucht danach.

Wir würdest du leben, wenn du dir sicher wärst, mit deinem Handeln niemanden zu verletzen?
Kann es falsch sein, seiner Liebe durch Intimität Ausdruck zu verleihen?
Kann Liebe verletzen?


Hauptartikel: Bewusstseinsschritte in die selbstbestimmte Gemeinschaft

Literatur

  • Mythos Erotik – Rüdiger Dahlke
  • Der unerlöste Eros – Dieter Duhm
  • Gesundgevögelt – Susanne Wendel
  • Sexuelle Liebe auf göttliche Weise – Barry Long
  • Erotische Intelligenz: Hochsensibel lieben und sinnlich leben – Anne Heintze
  • Freiheit von der Eifersucht: Wege in eine neue Partnerschaft – Thomas Deutschbein
  • Das „Inzesttabu“ von Samuel und Nicole Widmer

Quellen und Hinweise

Quellen und Hinweise
1 Gespräche mit Gott von Neil Donald Walsch Band 3
2 Freiheit von der Eifersucht von Thomas Deutschbein