Warum Esoterik missverstanden wird

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Was ist Esoterik? Warum ist sie so schwer greifbar? Warum kann sie mir auf nachfrage keiner Erklären?

Oft wird Esoterik lächerlich gemacht, doch auch außenstehende welche sich ehrlich dafür interessieren um sie besser einordnen zu können, haben größte Schwierigkeiten wenn sie sog. Esoteriker danach fragen.

Wenn Esoterik beziehungsweise esoterische Lehren beschrieben werden sollen, gibt es vielschichtige Konfliktpotentiale. Einige Wesentliche davon, möchte ich versuchen zu erklären.

1. Die ursprüngliche Esoterik wurde verfälscht
… verwaschen und umgedeutet, was mit der Organisationsstruktur dieses Planeten zu tun hat. Spiritualität und Esoterik werden als Gefahr wahrgenommen, weil es sie aus dem Materialismus herausführt und damit den Menschen nicht mehr beherrschbar machen.
Dadurch ist der Begriff der Esoterik allg sehr schwammig geworden und vieles was damit bezeichnet wird, hat gar nichts mit dem Ursprünglichen Weg zu tun.

Kurz ein paar Worte zu unserer Sprache:
Die allgemeine Wortverdrehung, Umdeutung und Doppelbelegung ist ganz allgemein ein großes Problem. Hinter Worten werden ganze Weltbilder gestellt, die jedoch durch die Medien und ihre Besitzer geprägt werden und oft nicht mehr viel, oder das glatte Gegenteil mit dem Ursprung zu tun haben. Dazu kommt eine unpräzise Vokabelnutzung durch den einzelnen. Was Kommunikation oft scheitern lässt oder unnötig erschwert.
Sprache ermöglicht unser Denken und je genauer und differenzierter eine Sprache, desto komplexeres Denken ist möglich. Viele Wort verbergen eine höhere Dimension und Erkenntnisse, für den der sie Erkennen will. Oft hat ein Wort eine Geschichte, eine Grundbedeutung und eine Bedeutung im Wandel der Zeit – und heute noch zusätzlich eine künstlich mediale Deutung.
Ein Sprachverfall verhindert friedliche Kommunikation, zersetzen die Kultur und reduzieren das Denken.

Der „New Age“ z.B soll eine der wesentlichen Verfälschungen sein, womöglich sogar eine konzeptionelle Erfindung. Ich kann dem aus meinem Begreifen heraus zustimmen, da esoterische Lehren dort einseitig wurden, was viele Menschen mit ehrlichem Interesse in Irrwege geführt hat.

Aus den esoterischen Lehren ergibt sich eine Auffassung von der Welt, die deutlich entspannter mit dem Leben und dem Tod umgeht. Das Leben wird nicht mehr von Ängsten beherrscht, weil sie in größerem Zusammenhang verstanden werden. Es wartet die Erkenntnis darin, dass wir Bewusstsein sind das eine menschliche Erfahrung macht.

2. Esoterik ist ein Erkenntnisweg
Eine Erkenntnis ist Wissen, welche durch Erfahrung und Bewusstseinsprozesse gewachsen ist, sie verändert den ganzen Menschen. Eine Erkenntnis lässt sich nicht direkt beschreiben und an niemanden übertragen.

Ich weiß nicht mehr wo, da hörte ich ein verständliches Beispiel anhand von Mathematik:
Wir lernen als Kinder Mathematik, aber z.B. Multiplikation ist ein Erkenntnisschritt, der sich eben nicht übertragen lässt. Wir bekommen also so oft Beispiele für dieses Prinzip vorgesetzt, bis wir verstehen was gemeint ist, und es plötzlich auf alle Zahlen anwenden können. Wir tun das, weil uns andere sagen, dass es da tatsächlich ein Prinzip gibt und wir vertrauen darauf und üben, bis wir das Prinzip erkannt haben.

Genau so ist es mit Erkenntnissen der Esoterik, nur eben komplexer und es ist in vielen Bereichen nur eine Minderheit, die manche Dinge erkannt hat. Dadurch neigt der Mensch dazu, es abzutun, was bei Multiplikation nicht ginge, weil es einfach zuviele sind, die behaupten, dass es das gebe. Aber versetze dich in eine Lage, in welcher sich Kinder zusammensetzen, sie haben einige Male versucht Multiplikation zu erkennen, und sie nicht verstanden und nun spekulieren sie darüber, ob das nicht ein Hirngespinnst ist und die die das behaupten nicht eher verrückt sind.

3. Wer zu gewissen Erkenntnissen gefunden hat, weiß sehr schnell, wer womöglich in der Lage ist, diesen Prozess ebenfalls zu durchlaufen.
Wenn nun also erkennbar ist, das es nicht gehen wird, weil noch zuviele andere Schritte fehlen, der sieht keine Veranlassung es zu erklären, denn er weiß schon, dass es zum Scheitern verurteilt ist. Vergleichbar eines Kindes, das ohne Grundlagen in Mathematik höhere mathematische Gleichungen lösen will.
Selbst, wenn jemand bereit ist, diesen Bewusstseinsschritt zu vollziehen, ist es immer noch ein Aufwand, den man öfter nicht auf sich nehmen möchte. Wenn dazu keine Dankbarkeit zurück kommt oder ein Austausch in anderer Form, gibt es keinen Veranlassung dazu. Es braucht von einem Interessierten etwas vertrauen und die Bereitschaft hinzusehen.

Dieser Aspekt betrifft Forschungen wie die der Moralstufen, Spiral Dynamics und integraler Philosophie beschrieben.
-> Bewusstseinsebenen

4. Viele welche sich als Esoteriker bezeichnen, haben Grundlegendes nicht verstanden.
Das hat wiederum mit dem 1. Punkt zu tun. Sowie mit fehlenden Referenzen und Lehrern wie sie früher Mysterienschulen darstellten. Womöglich gab es dieses Problem jedoch auch schon damals. Erkenntnisprozesse sind schwierig messbar und ein einzelner kann sich ohne Kontakt zu anderen selbst schwer einschätzen.

Ein Mensch mit hohen Erkenntnissen kann von Menschen ohne diese sogar als nieder eingestuft werden. Glaubt er dies, fühlt er sich in seiner negativen Erfahrung sogar unterlegen, obwohl das Gegenteil wahr wäre. Doch das kann er erst herausfinden wenn er jemanden trifft der entweder einen Überblick gewonnen hat oder auf einer Vergleichbaren Ebene denkt und handelt.

Umgekehrt habe ich ebenfalls erfahren, das ein scheinbar „weit entwickelter“ Mensch dann doch nicht so weit war wie es mir schien oder er glaubte.

Hier möchte ich Anmerken das „weit entwickelt“ nicht „besser“ bedeutet, sondern „anders“. Im Spiel des Lebens hat alles seinen Platz und fügt sich zusammen.

5. Etwas Erkannt zu haben, ist nicht gleichbedeutend mit, es erklären können oder jemand anderen heranführen zu können. Dazu braucht es u.a. andere Fähigkeiten, wie z.B. eine gute Selbstreflektion, exakte Sprache und allg. rhetorische Fähigkeiten, Geduld und eine möglichst große Aufarbeitung eigener Schattenthemen.[1]ein Begriff aus der Psychologie von C.G. Jung, welcher in esoterischen Kreisen geläufig ist Letztendlich kann ein jeder Erkenntnisse nur selbst erarbeiten, ein anderer kann höchstens Beispiele machen, Bilder finden, Fragen stellen vielleicht etwas korrigieren, Worte in ihrer Bedeutung präzisieren… eben bis ein Prinzip erkannt wurde als Korrektiv fungieren.

6. Auch ein Esoteriker ist ein Mensch, mit Fehlern und Schwächen und jede Fachrichtung neigt dazu, ein wenig unter sich bleiben zu wollen, denn nur dort kann man dazu lernen und sich adäquat austauschen. Dazu muss man berücksichtigen, das es zur Normalität des Esoterikers gehört, für seine Fachrichtung angegriffen zu werden, für verrückt erklärt, oder lächerlich gemacht zu werden.
Das führt naturgemäß zu einer gewissen Zurückhaltung oder völligem Schweigen. Es braucht Mut, sich offen dazu zu bekennen und man muss die Angriffe aushalten können.

7. Wahrheit und damit auch Sprache welche diese Wahrheit auszudrücken versucht, hängt wesentlich vom Bewusstseinsgrad ab
Das hat nun nichts mit einer Wertung zu tun, es ist einfach so, das es ein Lernprozess ist, komplexe Begriffe zu verstehen und die dahinterliegende Information zu erfassen.

Wenn nun jemand innerhalb eines Erfahrungshorizontes, von etwas spricht, kann ein anderer ohne diesen Horizont, dies nur innerhalb seines Horizontes verstehen und wird es vereinfachen.
Dazu ein kleines Beispiel zur Verdeutlichung:
Entwicklungspsychologische Trennung zwischen materieller Realität, Fantasie und Geistigen Welten

8. Der durchschnittliche Mensch ist so voller Glaubenssätze, Annahmen, Urteile und fremden Weltbildern, dass eine Kommunikation über Themen der Bewusstseinsentwicklung nahezu unmöglich sind.
Ein einzelnes Wort enthält oft so viele Glaubenssätze, welche zu weiteren Annahmen führen, so dass man Antworten erhält, die manchmal einfach nur noch erstaunen. Soetwas erspart man sich durch schweigen und diese Erfahrungen mindern die Motivation darüber zu sprechen.

Im Kern machen sich einige von Esoterik ein falsches Bild und halten es dir dann vor, ohne sich korrigieren zu lassen, weil sie ja schon Wissen das sie recht haben.

Wer kein ernsthaftes Interesse, Initiative und Durchhaltevermögen mit bringt, sollte es lassen es verstehen zu wollen. Der ursprüngliche Weg der Esoterik ist zudem nicht zu empfehlen und man sollte sich nicht leichtfertig darauf einlassen. Er ist meiner Kenntnis nach, ein sehr schwieriger Weg. Thorwald Dethlefson beschreibt ihn gut verständlich in seinem Vortrag: „Der Weg zur Selbstfindung“

Mein Wunsch
Ich studiere die esoterischen Lehren seit meiner Jugend und tue mich offenbar leicht dabei, sie zu verinnerlichen. Ich verstehe es eher als ein Erinnern von Wissen, dass ich in meinen Vergangenheiten bereits erkannt hatte.
Das ist ein Weg den eine Seele geht, keine Sache eines einzelnen Lebens. In meinem gegenwärtigen Leben studiere ich diese Dinge zudem intensiv, lerne fast täglich Stundenlang dazu. Dahinter steckt also auch einfach buchstäblich Aufwand, Zeit, Begeisterung und stetiges Suchen und Lernen sowie die ständige Bereitschaft dazuzulernen. Ich meine ich habe noch viel zu lernen, was ich eher aus dem Standpunkt der Vorfreude sage.

Ich wünsche mir dabei vor allem mehr Akzeptanz, also z.B. die Fähigkeit, etwas als nicht verstanden zu akzeptieren. Durch die fehlende Organisation und Anerkennung als Fachrichtung, geschehen diese Dinge. Niemand würde z.B. zu einem Physiker gehen und ihm das eigene Halbwissen vorhalten, sondern man ginge allgemein eher mit einer Offenheit und Neugierde heran, fragt ob man etwas richtig verstanden hat und lässt sich korrigieren. An so einer Stelle fällt es leichter zu Akzeptieren, wenn man gesagt bekommt, dass man sich diese und jene Grundlagen aneignen müsse, bevor etwas zu verstehen sei und man würde das was man nicht versteht, eher akzeptieren.

In flacherer Form, und das ist die Spiritualität und allg. Bewusstseinsentwicklung, auf welche jedoch fast alles hier beschriebene ebenso zutrifft, geht es immer noch darum, dass dieser Weg eine Veränderung mit sich bringt. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu uns geläufigen Wissenschaften. In der Disziplin der Bewusstseinsentwicklung, geht es primär um Veränderungen und nur durch das tatsächliche Verändern des eigenen Seins, ist es möglich, weitere Schritte zu gehen.

Ich hoffe ich konnte zu etwas mehr Klarheit beitragen. Ich hab versucht mich kurz zu fassen, aber das Thema ist vielschichtig.

Quellen und Hinweise

Quellen und Hinweise
1 ein Begriff aus der Psychologie von C.G. Jung, welcher in esoterischen Kreisen geläufig ist