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Diese Frage beschäftigt glaube ich jeden Menschen irgendwann in seinem Leben, wenn er beginnt bewusst zu werden. Ist die Frage denn überhaupt so wichtig?
Freiheit
Unser Rechtssystem und Gesellschaftssystem geht von einem freien Willen aus. Nur so, lässt sich eine Bestrafung rechtfertigen. Ebenso begründet es unsere kulturelle Besonderheit: die große Hervorhebung der Individualität und Freiheit im Sinne davon, frei von Zwängen zu sein und tun zu können, was der einzelne möchte.
Manche haben dabei etwas aus den Augen verloren. Denn um diese Freiheit zu ermöglichen muss der Rahmen dafür gesteckt sein. Ich bin erst frei, durch ein schützendes Dach über mir. Durch das Funktionieren und meine Unterordnung in ein Gesellschaft und seine Regeln, erhalte ich individuelle Freiheit, die verloren geht, wenn die schützenden gesellschaftlichen Regeln nicht mehr gelten würden.
Ich ordne mich also ein und kämpfe gegebenenfalls für den Erhalt der Gemeinschaft, weil ich weiß, dass nur sie mir die individuelle Freiheit gibt, nicht tun zu müssen, was ich nicht tun möchte.
Hinweise aus der Hirnforschung
Man hat festgestellt, das in der Regel eine Handlung im Gehirn schon messbar feststeht, bevor der Mensch glaubt, seine Entscheidung zu treffen. Das scheint zu beweisen, dass wir keinen freien Willen haben.[1]Neuro-Chemiker Benjamin Libet
Es stellte sich dann aber heraus, das weit entwickelte Menschen, tatsächlich im Gehirn Simultan mit ihrer bewussten Entscheidung, handeln.
Diesem Ergebnis der Wissenschaft kann ich mit meinem Gefühl und meiner Logik vereinbaren. Meistens haben wir keinen freien Willen, ihn zu nutzen, braucht geistige Entwicklung und das passiert selten. Somit lassen sich beide Anschauungen verbinden.
Meine Betrachtung
Wenn ich das Thema mit Logik betrachte, ist das Ergebnis einfach. Wenn ich nicht ausschließen kann, das ich einen freien Willen haben könnte, muss ich so handeln, als hätte ich ihn, denn ich trage die Konsequenzen meines Handelns.
Auf der anderen Seite steht für mich aber die Erkenntnis der Führung durch ein Schicksal [2]ein tolles Wort: schicken/senden und sal bedeutet ganz/heil. Ich fühle mich Geführt und das begrenzt mich nicht, sondern fühle ich mich dadurch befreit. Das Schicksal bringt mir Ruhe ins Leben, denn es wird immer Entscheidungen geben, die ich treffen muss, deren Ergebnis ich aber nicht absehen kann. Also vertraue ich in diesem Moment des Zweifels meinem Herz. Das Herz ist für mich die Instanz der Einheit in meinem Körper. Es hat die Anbindung an mein höheres Selbst und weißt mir den Weg. Ich muss es nur befragen und auch wenn manche Dinge im ersten Moment keinen Sinn ergeben, tun sie es später, wenn ich dieser höheren Intuition vertraue.
Wichtig hierbei ist mir, den freien Willen anderer Menschen hoch zu achten. Denn ob ich ihn habe, darüber kann ich philosophieren, aber wie es ein anderer sieht weiß ich nicht. Ich sehe es als hohes Gut und als respektvolles Verhalten, jederzeit den Wunsch nach Abgrenzung oder etwas nicht wissen zu wollen, zu respektieren.
Verletzendes Verhalten damit zu entschuldigen, das man keinen freien Willen hätte, ist keine Option. Manchmal kann man nicht anders, reagiert im Automatismus oder Unbewusst verletzend in seinen Worten, aber es muss das Ziel bleiben, die Ursache zu erkennen und zu beseitigen. Bewusstsein über sich selbst zu erlangen, das ist ein wesentlicher Teil der Bewusstseinsentwicklung.
Fazit
Ich vertraue also auf die Führung des Schicksals, welches durch meine Intuition und mein Herz mit mir kommuniziert und wähle das mit meinem freien Willen. Ich gehe zur Sicherheit davon aus, dass ich einen freien Willen habe, auch wenn ich zugleich meine, dass ich ihn wahrscheinlich nur in Ausnahmefällen haben kann. Für mich entsteht damit in meinem Inneren eine Synthese von beidem. Der scheinbare Konflikt dieser Frage und seines Gegensatzes, ist aufgelöst.
Man sagt, der freie Wille sei das höchste Gesetz im Kosmos. Ob wir ihn nutzen, ist unsere Sache.